Klassensprecher

Damals war alles besser oder? Einiges zumindest. Als ich im zarten Alter von 14 Jahren zur Klassensprecherin gewählt wurde, fand ich das ziemlich lässig. Das konnte doch nur bedeuten, dass zumindest ein Großteil der Leute mich nicht völlig uncool fand. Ich muss auch irgendwie den Eindruck hinterlassen habe, dass ich im richtigen Moment die Klappe aufmachen könnte und die Meinung der anderen vertreten würde. Entweder hatte ich zu dieser Zeit schauspielerisches Talent oder eine andere Motivation als heute.
Als ich letzten Sommer in meiner Abwesenheit zur Elternvertreterin im Kindergarten gewählt wurde, hatte das vermutlich nichts damit zu tun, dass ich immer noch so unheimlich cool bin wie damals, sondern eher damit, dass alle froh waren, dass sie den Job nicht zugeteilt bekommen haben. Was nützen einem dann Glückwünsche und Sprüche wie „im Grunde musst Du ja gar nichts machen“? Heute verbringe ich also den Abend mit einer Telefonkette, die gar keine ist, weil ICH jeden anrufen darf, um abzuklären, ob er/sie bereit ist, 13 Euro für das Abschiedsgeschenk zu zahlen.  Im Übrigen genau zu der Zeit, in der meine Lieblings-Soap im TV läuft!!! Ich möchte außerdem am Rande erwähnen, dass ICH die wirklich gute Idee für dieses Geschenk hatte. Und nun geht das los. Manchen Müttern merkt man am Telefon schon in den ersten 15 Sekunden an, dass sie einverstanden sind. Hauptsache, sie sind raus. Die würden auch 25 Euro locker machen. Andere finden 13 Euro zu teuer. Kauft man aber statt der geplanten 3 nur 2 Produkte, um die Kosten zu senken, wird auch wieder gemeckert, weil es dann zu mickerig ist. Und selbst wenn die Idee und der Kurs o.k. sind, höre ich ein „Nein, zum Geld einsammeln (von 5 Kindern pro Gruppe) fehlt mir leider die Zeit“. Du mich auch!

Kürzlich habe ich erfahren, dass es sogar Väter gibt, die Elternvertreter werden. Was hat das auf sich? Ein Sozialpädagogik-Studium? Monatliche Gebühren bei einer Online-Partnervermittlung sparen?
Oder tatsächlich weltverbessernde Beweggründe? Oder ist es am Ende auch wieder nur die Motivation aller anderen Mütter, den schwarzen Peter dem Dieter in die Schuhe zu schieben?
Ich werde es vermutlich nie erfahren. Ich habe auch gar keine Zeit, um das heraus zu finden. Ich muss mir nämlich noch Gedanken machen, was ich am Freitag mitbringen kann, um das Buffee beim Kindergarten-Sommerfest zu bereichern.

One Response to “Klassensprecher”

  1. Andreas sagt:

    Ja, genauso ist das. War nämlich auch mal Elternsprecher (als Mann!) und min Fru auch…

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